EVENT-KNOW-HOW
32 Bildquellen: GESTALTUNG VON EREIGNISSEN istockphoto.com/Halfpoint (2x) Vor kurzem war der Autor dieses Beitrags bei der Betriebsversammlung eines Welt- konzerns in Hamburg. Von der Galerie des beeindruckenden Firmenatriums sprach der Geschäftsführer dort zu seinen rund 1.000 Mitarbeitern. Er wirkte ent- husiastisch und sehr überzeugend. Leider blieb die Rede aber ohne große Wirkung, da sie akustisch unverständlich war. Erst zu leise, dann lauter, dann war mehrmals durchdringendes Pfeifen zu hören, dann wieder zu leise und mit einem unregelmä- ßig auftretenden Kratzgeräusch, kurzum: Teile der Rede waren verständlich, andere nicht. Die Aufmerksamkeit der Zuhörer wurde durch die Geräusche massiv gestört und die erwünschte Wirkung, die Mit- arbeiter mit Begeisterung auf die neuen Firmenziele einzustimmen, blieb natür- lich aus. Wie ist das möglich? Die Beschallungs- anlage ist fest installiert speziell für die Akustik des Gebäudes zusammengestellt, State of the Art! Der Haustechniker kennt sich aus und war anwesend, wenn auch mit verzweifeltem Gesichtsausdruck. Der Geschäftsführer ist ein geübter und mit- EVENT-KNOW-HOW Der 5-Minuten-Eventtipp Mikrofongebrauch und Sprachverständlichkeit Was nützt der beste Vortrag, wenn der Redner akustisch nicht zu verstehen ist, weil er das Mikrofon falsch handhabt. Das ist ein Albtraum für jede Veranstaltung! Richtig: direkt in Sprechrichtung, kleiner Abstand vor den Lippen Mikro falsch gehalten: nicht in Sprechrich- tung, weit entfernt von der Schallquelle reißender Redner. Alles für die Katz die akustisch nicht zu verstehende Rede hat allein durch den Arbeitszeitausfall der Mitarbeiter einen fünfstelligen Betrag gekostet, die verpasste Wirkung wohl noch größeren Schaden hinterlassen. Der Redner hatte ein klassisches, hoch- wertiges Funk-Keulenmikrofon verwen- det. Millionenfach bewährt, bester Ton, eigentlich narrensicher jedenfalls bei richtiger Handhabung. Mikrofone sollen nur die Schallquelle des Redners übertragen und mögliche Nebengeräusche eben nicht. Dazu sind sie gerichtet: der Schall wird also aus einer bestimmten Richtung übertragen. Näm- lich dorther, wo der Mund des Redners sein sollte. Aus allen anderen Richtungen rund um das Mikrofon werden Schallquel- len soweit wie möglich gedämpft. Bei falscher Handhabung ist der Red- ner besonders schlecht zu verstehen. Der Haustechniker konnte zwar die Lautstärke anheben, aber gegen die falsche Hand- haltung des Redners kam er nicht an. Es kam zu Pfeifgeräuschen (Feedback) und es bleibt ihm nichts anderes übrig, als die Lautstärke wieder zu reduzieren. Zur Krönung der akustischen Katastrophe scheuerte das Mikrofon auch noch an den Hemdknöpfen des Geschäftsführers, was das entnervende Kratzgeräusch erzeugte. Erstaunlich viele Redner wissen nicht, wie man mit einem Keulenmikro umge- hen muss. Schon ein leichtes Abknicken des Mikrofons aus der Sprechrichtung kann den Redner um die Hälfte leiser machen. Die richtige Handhabung ist in direkter Verlängerung der Sprechrich- tung, mit etwas Abstand vor den Lippen. In normaler Lautstärke sprechen, nicht die Voraussetzungen für gute Sprachver- ständlichkeit gegeben. In der Praxis bestehen bei vielen Betei- ligten große Hemmungen, den Chef zu verbessern. Der Haustechniker traute sich hier aufgrund der Firmenhierarchie überhaupt nicht und die Assistentin der Geschäftsführung kannte die technischen Zusammenhänge nicht. Der Redner hatte zwar bemerkt, dass seine Rede nicht die erwünschte Wirkung erzielte. Ihm er- schloss sich aber aufgrund seiner Position auf der Galerie die Ursache hierfür nicht, dass er unten im Atrium akustisch schlicht unverständlich war. Es wäre nötig gewesen, dem Geschäftsführer eine bes- sere Handhabung des Mikrofons zu zeigen und den Hintergrund zu erklären. Idea- lerweise vor der Betriebsversammlung, in aller Ruhe bei einer Rednerprobe. Dann sind auch die Reaktionen positiv. Redner wollen verstanden werden! Es muss nicht immer Champagner sein In der nächsten Ausgabe 1/2017 macht sich unser Autor Gedanken über die Getränkesitten auf Events. Dominik Schunk, Event Manager und Inhaber von GESTALTUNG VON EREIGNISSEN, Hamburg