Bedarf an Wissen steigt
DForschungsprojektsProjektleiter r. Stefan Rief ist des Future Meeting Space. Mit dem eventlocations magazin sprach er über zukünftige Eventformate und den MICE-Standort Deutschland. Laut einer aktuellen Veröf entlichung des German Convention Bureau gibt es 2016 in Deutschland 7208 Locations, über drei Millionen Events mit 393 Millionen Personen. Der Geschäfts- reisen-Umsatz beträgt rund 57 Milli- arden Euro. Rechnen Sie 2017 mit Steigerungen? Ich persönlich erwarte, dass die Zahl der Veranstaltungen hierzulande steigt. Vor allem jene mit Weiterbildungscharakter. Denn allein die Themen wie Industrie 4.0 und digitale Transformation erzeugen einen erheblichen Bedarf an Wissensver- mittlung. Und gerade hier in Deutschland sind diese Themen von essenzieller Bedeu- tung für die wirtschaftliche Zukunft . Wie schätzen Sie den Stellenwert die MICE-Branche in der Volkswirtschaft ein? In Zahlen lässt sich die Bedeutung schwer ausdrücken. Die MICE-Wirtschaft wird aber sicher unterschätzt, denn sie stellt in fast keiner Branche das Kerngeschäft dar. Man nimmt sie wenig wahr. Dabei trägt sie enorm zur Wissensvermittlung und Vernetzung der Unternehmen bei. Denn attraktive Events und Veranstal- tungsorte bieten den Unternehmen ein hohes Potenzial. Was müssen Veranstalter, Agenturen und Eventlocations tun, um die Attrak tivität von Veranstaltungen in Deutschland zu steigern? Sie müssen schneller auf Kundenwünsche reagieren und stärker auf sie eingehen. Locationbetreiber sollten die Veranstalter viel mehr unterstützen in Bereichen wie oder Medieneinsatz. Schließlich beauf- tragt nicht jeder eine erfahrene, fachkun- dige und kreative Event-Agentur. Die Locations verfügen aber oft sehr wohl über Erfahrungen, Kontakte und Know-how, das sie besonders ihren mittelständischen Mietern an die Hand geben können. Stich- wort: Partner des Hauses. Die Locations könnten ihre Kunden viel gezielter zu Themen wie Event-Konzepte, Referenten- einsatz, Catering, Möglichkeiten der Ver- anstaltungstechnik, Budgets oder Arbeits- abläufe beraten. Welche Veranstaltungsformate werden 2017 Konjunktur haben? Weniger die Frontal- und Power-Point- Vorträge, sondern ganz sicher die inter- aktiven Events. Die Leute begeistern sich schließlich am meisten für Veranstaltungen, bei denen sie etwas erleben, berühren sowie ausprobieren und sich einbringen können. Das miteinander Arbeiten wird an Bedeutung gewinnen. Ebenso Meetings, Seminare oder Workshops mit Bildungs- charakter und Plattformen für modernes Networking. Und wo sehen Sie das langfristige Zukunftspotenzial? Coworking-Formate werden kommen. Die Leute haben immer weniger Zeit. Deshalb müssen Veranstaltungs- und Arbeitszeit integrierbar sein. Es gilt, Formate mit integriertem Kern geschäft zu kreieren. Zum Beispiel als inter aktive Hybrid-Events oder räumlich wie zeitlich dezentralisierte, verteilte Kongresse. Das, so denke ich, wird in zwei bis drei Jahren Priorität erlangen. Dr. Stefan Rief, Fraunhofer IAO Dr. Stefan Rief leitet hauptberufl ich das Competence Center Workspace Innovation am Fraunhofer-Institut Arbeitswirt- schaft und Organisation IAO. Außerdem ist er Mitautor zahl- reicher Publikationen zum Thema zukünftige Arbeitswelten. Bei Fraunhofer IAO werden die Wirkungen der räumlich-tech- nischen Arbeitsumgebung auf Leistungsfähigkeit, Motivation und Wohlbefi nden von Menschen in Büros erforscht. Auf Basis dieser Forschungen entwickeln die Wissenschaftler um Dr. Rief innovative Konzeptionen für Bürogebäude, Innovations- und Lernzentren sowie Hotelumgebungen. 19 Bedarf an Wissen steigt istockphoto.com/piola666