Ausblick Eventbranche BRENNPUNKT

IM BRENNPUNKT Interview mit degefest und EVVC Ausblick auf die Eventbranche 2019 Am Jahresende wird es wieder Zeit, sich auf kommende Trends und Entwicklungen in der Messe- und Veranstaltungsbranche einzustellen. Außerdem können sich Veranstalter auf neue Event- locations freuen, die häufig auch innovative Eventformate unter- stützen. Das eventlocations magazin hat die Branchenverbände degefest und EVVC nach ihren Einschätzungen und Prognosen für 2019 befragt. Von Stefan Girschner Z u den Trends und Entwicklungen in der Eventbranche im nächsten Jahr haben wir Jörn Raith, Vorsitzender des Vorstands degefest e.V. Verband der Kongress- und Seminarwirtschaft und Ilona Jarabek, Präsidentin des EVVC und Geschäftsführerin des MUK Lübeck befragt. Laut Meeting- & EventBarometer Deutschland 2017/18 ist die Anzahl der Eventlocations auf 7.400 gestie- gen, mit insgesamt 405 Millionen Teilnehmern. Setzt sich dieser Aufwärtstrend der Eventbranche auch im nächsten Jahr fort? Raith: Zunächst möchte ich betonen, dass ich die Einschätzungen des gesamten degefest-Verbands wiedergebe. Wir gehen davon aus, dass der Bedarf weiter steigen wird. Dazu gehört, dass sich die Ver- anstaltungsstätten mehr und mehr als Dienstleistungspartner mit Servicequali- tätsmerkmalen positionieren. Das betrifft besonders die fachlichen Aus- und Fort- bildungen des eingesetzten Personals. Im Veranstaltungsbereich werden sich Kon- gresse und Seminare behaupten , die seit vielen Jahren zu den erfolgreichsten Ver- anstaltungen gehören. Dabei ist der par- tizipierende Austausch auf Veranstaltun- gen der entscheidende Unterschied zur Wissensvermittlung über andere Wege. Jarabek: Ich denke schon, dass sich der Tagungsmarkt in Deutschland weiter auf sehr hohem Niveau bewegen wird. Die Zahl der hybriden Veranstaltungen wird sicherlich in Zukunft steigen, was meines Erachtens nach nicht zu weniger Teilneh - mern führt, sondern vielmehr den Markt und das Angebot belebt. Trotz aller Digi - talisierung wird die Face-to-Face-Kom- munikaton nach wie vor eine hohe Bedeu- tung haben und die Wichtigkeit von Ver- anstaltungen unterstreichen. Insbesondere in unruhigen politischen und wirtschaft- lichen Zeiten kommen Veranstaltungen als 12 4/18 eventlocations magazin Begegnungsplattform eine noch größere Bedeutung zu. Dies ist übrigens ein Trend, den auch unsere Mitglieder in den Nach- barstaaten feststellen, vor allem in Öster- reich und der Schweiz. Auch hier wächst der Veranstaltungsmarkt kontinuierlich, was die Anzahl von Veranstaltungen und Tagungsteilnehmern betrifft. Welche aktuellen Trends sehen Sie bei Eventformaten? Raith: Wir sehen momentan, dass der große Hype von interaktiven/partizipativen For- maten von vor ein bis zwei Jahren etwas abgeebbt ist. Viele (aber noch nicht alle) Organisatoren haben Formate wie Open Space, World Cafes usw. mittlerweile in ihre Programme eingefügt, was oft zu einer inspirierenden Wissensvermittlung und einem anregenden Austausch unter den Teilnehmern führt. Wir sehen aktuell zwei Herausforderungen: 1. Das geänderte Konsumverhalten, ins- besondere die zunehmende Nutzung von Video-on-demand-Angeboten, führt zu einer stärkeren passiven Haltung bei der Wissensvermittlung. Hier kommt es zu einer zunehmenden Diskrepanz denn die interaktiven Formate leben ja davon, dass die Teilnehmer sich aktiv einbrin - gen, nicht nur passiv konsumieren. Es geht also verstärkt darum, nicht nur die Organisatoren auf den Mehrwert dieser Formate zu trainieren, sondern insbesondere auch die Teilnehmer. Je mehr sie sich aktiv einbringen, umso mehr nehmen sie auch mit und das müssen sie sich immer wieder vor Augen führen. 2. Die zunehmende Digitalisierung wird sich stark auch auf die Veranstaltungs- formate auswirken. Andere Länder wie etwa China sind hier schon weiter, dort kommen digitale Anwendungen wie KI, Smart Speaker oder Online-Spiele (Gami fication) zum Einsatz. Der Um - gang mit dem Datenschutz ist natürlich auch eine große Herausforderung. Jarabek: Grundsätzlich werden Veranstal- tungen mehr und mehr interaktiv und im Dialog durchgeführt. Rednerpult und Vorstandstische verschwinden zunehmend von der Bildfläche und werden durch Formate ersetzt, die mehr Nähe zwischen Redner und Publikum zulassen. Auch die Jörn Raith, degefest e.V.: Die zuneh- mende Digitalisierung wird sich stark auch auf die Veranstaltungsformate auswirken.